Nach sieben Ehejahren brachte Kriemhild einen Sohn zur Welt. Etzel war glücklich.
Sie nannten das Kind Ortlieb.
Kriemhild gab sich große Mühe, eine gute Königin zu sein. Sie lernte die fremden
Sitten an Etzels Hof kennen und gewann viele Freunde. Aber so gut es ihr in der
Etzelsburg auch gehen mochte, immer häufiger kam ihr die Heimat in den Sinn. Die
schrecklichen Bilder von Siegfrieds Tod konnte sie nicht vergessen. Sie wünschte
sich ihre Mutter Ute herbei. Oft träumte sie, ihr lieber Bruder Giselher ginge mit ihr
Hand in Hand. Je stärker ihr Heimweh wurde, um so häufiger kam ihr der Verdacht,
dass Gunther und Hagen ihr eine Falle gestellt hatten. War sie absichtlich weit weg
in ein fremdes Land geschickt worden? Der alte Hass flammte stärker auf denn je.
Eines Nachts, als sie bei Etzel lag, sagte sie zu ihm: „Ich bin nun schon zwölf Jahre
lang deine Frau. Der einzige, der aus meiner Heimat mitgekommen ist, ist mein
Kammerherr, der treue Eckewart. Wie schön wäre es doch, wenn ich meine Brüder
und die alten Freunde aus dem Burgunderland einmal wiedersehen könnte. Es
kränkte mich, dass mich in all den Jahren noch kein einziger von ihnen besucht hat“.

Остання зміна: субота 4 червня 2016 22:12 PM